Freitag, 7. Juni 2013

Kampf der Evangelien-Literatur: Kanon > < Apokryphen


Schriftsteller und Leser frönen gern des Aberglaubens an den „schönen ersten Satz“. Angeblich sei es „ungemein wichtig, wie man ein Buch anfängt“: „Ein guter erster Satz macht Lust auf den zweiten - und der zweite Lust auf den dritten ... Sie können Spannung erzeugen oder mich irritieren und verstören - nur langweilen dürfen sie mich nicht.

Obwohl Evangelisten bereits im Canon Muratori auch als „Schriftsteller“ bezeichnet wurden, unterwarfen sich die „fab four“ nicht unbedingt der Diktatur des hochmögenden Eingangssatzes. Auf den ersten Blick wird aber deutlich, dass jeder Evangelist ein besonderes Augenmerk auf den Anfang seines Evangeliums in der Absicht richtete, mit dem Beginn seiner Erzählung einen „Eckstein“ zu legen.

Phoebe Anna Traquair via theunwittingtraveller.com


Montag, 3. Juni 2013

Bibellektüre & die Frage nach der historischen „Wahrheit“


Im vergangenen Monat las ich oberflächlich einige Beiträge zu zwei aktuellen wissenschaftlichen Kontroversen, in deren Zentrum jeweils die historisch-kritische Bibelexegese stand.

Hierzulande kritisierte Professor Klaus Berger anlässlich der Veröffentlichung seines Buches „Die Bibelfälscher“ seine Kollegen mit großem Rundumschlag, kanzelte deren wissenschaftliche Arbeitsweise als bösartigen Irrweg ab („… Bibel wird auseinandergenommen und demoliert ...“) und forderte augenscheinlich eine Rückkehr des Wunderglaubens auch an den Universitäten („... weil die heutige Theologie ein lebloses Gedankengerippe ist, das mit Frömmigkeit und Kirche kaum noch etwas zu tun hat ...“).

Daneben fiel mir im englischsprachigen Raum die fortgesetzte Auseinandersetzung der Radikalkritiker und „mythizists“ mit dem liberalen und agnostisch gesinnten Professor Bart Ehrman auf. Diese versuchen gegen Ehrman (seit Jahren & mit nie nachlassender Hartnäckigkeit) zu belegen, dass es einen historischen Jesus nie gegeben habe, auch die sogenannten „echten“ Paulusbriefe vermeintlich nicht vom Apostel stammen usw.