Dienstag, 9. Dezember 2014

Offtopic: Eine Buchempfehlung für Weihnachten


Weihnachten und Markus? Oh nein, vergessen wir den Meister für einen Moment! Denn sehnen wir uns zu Weihnachten nicht nach einer klugen, aber auch herzerwärmenden Geschichte? Klar, wir haben Lukas, Charles Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ und O. Henrys „Die Gabe der Weisen“, für Kinder insbesondere Cornelia Funkes „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ und Sven Nordqvists „Morgen, Findus, wird’s was geben“. Wunderbare Geschichten, die man immer wieder lesen kann.

Ich möchte gern auf ein weiteres, sehr schönes Buch hinweisen, das bislang jedoch noch nicht in deutscher Sprache erhältlich ist (aber kein Prob, dazu am Ende mehr). Es ist „The Christmas Miracle of Jonathan Toomey“, geschrieben von Susan Wojciechowski und illustriert von P. J. Lynch.
via gatheringbooks

Die Handlung spielt gefühlt vor gut 100 Jahren in einem kleinen Dorf irgendwo auf der Welt. Ein kunstfertiger Holzschnitzer namens Jonathan Toomey ist nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes mit der Welt entzweit und lebt in selbstgewählter sozialer Isolation. Aufgrund seiner hervorragenden Fähigkeiten als Schnitzer bekommt er gleichwohl Aufträge und sichert sich so seinen Lebensunterhalt, ist aber zu jedermann mürrisch und unfreundlich. Die Handlung beginnt im Advent, als eine verwitwete Frau mit ihrem kleinen Jungen in das Dorf zieht. Beim Umzug sind die Krippenfiguren verloren gegangen, die Mutter und Sohn über alles lieben. Sie bitten schließlich den Schnitzmeister, ihnen neue anzufertigen und der sagt auch mürrisch zu. Allerdings erweist sich der Fertigstellungstermin als problematisch:
„Bis wann werden die Figuren denn fertig sein?” „Sie werden fertig sein, wenn sie eben fertig sind”, murrte der Meister abweisend. „Aber ich brauche sie unbedingt bis Weihnachten. Sie bedeuten meinem Sohn Tom und mir wirklich sehr viel. Ein Weihnachten ohne unsere Weihnachtskrippe, das wäre gar nicht auszudenken.” „Weihnachten ist doch Schnickschnack”, brummte Jonathan Toomey düster und schloss mit einem Mal die Tür.

Der junge Tom ist trotzdem vom Schnitzer begeistert und möchte diesem gern einmal zuschauen. Nach Bitten, Drängeln und netten Zusagen darf er das auch. Aber aus dem Zuschauen wird plötzlich ein Problem:
Nach einer Weile flüsterte Thomas: „Entschuldigen Sie bitte, Herr Toomey, aber sie schnitzen meine Schafe falsch.“ Die Stricknadeln von Frau McDowell hörten zu klicken auf. Herrn Toomeys Messer hörte zu schnitzen auf. Beide schauten Thomas an. Der Junge sprach nun etwas deutlicher: „Herr Toomey, es sind sehr schöne Schafe mit wundervoller lockiger Wolle, aber meine Schafe sahen auch glücklich aus.“ “Schnickschnack“, murrte Jonathan Toomey, „Schafe sind nur Schafe. Kein Schaf sah jemals glücklich aus.“ „Meine schon“, beharrte der Junge fröhlich, „Meine Schafe wussten genau, dass sie bei der Geburt des Jesus-Kindes dabei sein durften und das machte sie richtig glücklich.“
via julietdoyle.blogspot
Am Abend sinnt der Schnitzmeister über das Glücklichsein von Schafen nach und versucht die Schafe mit einem glücklichen Ausdruck zu schnitzen. Aber auch die anderen Krippenfiguren sind nicht nach Toms Vorstellung. Seine Wünsche sind anspruchsvoll und fordern das gesamte Können von Jonathan Toomey heraus. Der Meister beginnt alsbald nicht nur mit dem Holz, sondern auch mit seinen „Dämonen“ zu kämpfen. Kurz vor Weihnachten hat er gleichwohl alle Figuren fertig, nur Maria und das Jesuskind fehlen ihm noch. Aber nun scheitert er:
Er nahm ein Stück Holzkohle und Papier und fertigte eine Skizze von Maria. Aber er war mit der Zeichnung nicht zufrieden. Er zeichnete ein neues Bild von ihr, aber auch dies gefiel ihm nicht. Er schüttelte den Kopf und brummte missmutig. Er skizzierte Maria ein drittes Mal. Erneut fand die Skizze nicht seinen Gefallen. Der Holzschnitzer schimpfte leise vor sich hin und wurde etwas zornig auf sich selbst. Er knüllte die Zeichnung zusammen und warf sie auf den Boden. Er malte eine weitere Maria, aber wieder fluchte er und zerriss das Blatt und warf es hinter sich. Er erhob sich von der Werkbank, lief einige Schritte unruhig durch das Zimmer, finster vor sich hinmurmelnd.
via julietdoyle.blogspot

Jenseits allen süßlichen Kitsches und biederer Frömmigkeit nimmt die Erzählung nun eine Wendung, die wirklich berührend ist. Mit den wundervollen Illustrationen von Patrick James Lynch ist dieses Buch einzigartig.

Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich die Taschenbuchausgabe, weil Lynch´s Bilder darauf besser zur Geltung kommen. Es ist natürlich ein kleines Problem, dass das Buch im Handel nur auf Englisch erhältlich ist und man nicht mal einen deutschen Beitext zum Vorlesen für die Kinder hat. Aber man kann mir ja einfach ne e-mail schicken ;-)

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